Leo Thun bittet Unterstaatssekretär Joseph Alexander Helfert, die beigelegten Akten an Ministerialrat Eduard Tomaschek zurückzustellen und fügt einige Bemerkungen zu diesen hinzu: Die Frage der Termine für die rechtshistorischen Prüfungen möchte er mit Tomaschek nach seiner Rückkehr nochmals besprechen. Thun wünscht, dass der außerordentliche Termin für Repetenten fallen gelassen werde. Nur in Ausnahmefällen soll eine Wiederholung im Oktober gestattet werden. Außerdem äußert sich der Minister kurz zur Frage der Wiedereröffnung der Universität Padua. Aufgrund der unsicheren Zustände in Oberitalien könne er nicht mit Bestimmtheit sagen, wann und unter welchen Bedingungen das Studium an der Universität wieder möglich sein wird. Vor allem den Studenten aus Dalmatien und Istrien wird geraten, sich an einer anderen österreichischen Universität zu inskribieren, da es nicht gewiss sei, dass diesen ein Studium in Padua wird gestattet werden können. Thun will, dass diesbezüglich umgehend eine Veranlassung getroffen wird. Er bittet Helfert, das Konzept dem Grafen Rechberg vorzulegen.
Die anliegenden Akten2 folgen zurück an Herrn Ministerialrath von Tomaschek mit nachstehenden
Bemerkungen:
1. Ich bin der Meinung darüber nur zu erlassen, was auf dem
beiligenden Blatte bemerkt ist; behalte mir aber vor darüber mit dem Herrn Ministerialrath noch gleich nach
meiner Heimkehr zu sprechen; unter Einem die Frage wegen der Termine für die
rechtshistorische Prüfung zu erledigen, in welcher Beziehung meine Ansicht
bleibt; den außerordentlichen Termin für Repetenten ganz fallen zu lassen, so
daß diejenigen, die im Okt. durchfallen, unbedingt auf ein Jahr zu warten sind;
diejenigen, die im Juli durchfallen, in der Regel eben so, jedoch mit
Ermächtigung für die Kommissäre, wenn Aussicht auf Erfolg ist, auf Verlangen
Wiederholung im Okt. zu gestatten, ferner Ermächtigung der Kommissäre oder
vielmehr des Präsidenten in Fällen, wo nach eingehaltener persönlicher
Überzeugung unverschuldete Umstände Versäumnis des Termines unabweislich
bewirkten, einen ausnahmsweisen Termin zu geben.
2. Dem Akte 10111/841
liegen noch zwei allerhöchste signirte Gesuche um nochmalige Wiederholung bei,
welche schleunige Erledigung in der mit Herrn
Ministerialrath besprochenen Weise erfordern dürften.
Ferner
Ich habe schon früher erwähnt, daß Seine
Majestät die Dalmatiner und Istrianer jedenfalls von Padua ferne gehalten wünschen. Es ist
wohl sehr dringend in dieser Beziehung etwas zu [?]3, damit dieselben den Zeitpunkt
der Inskripzion an einer der anderen Universitäten nicht versäumen. Bestimmtes
läßt sich nun zwar allerdings nicht sagen, ehe nicht überhaupt über die
Bedingungen der Wiedereröffnung der Paduaner
Universität die Weisungen hinausgehen, was erst nach meiner
Rückkehr wird ermöglicht werden können. Einstweilen könnten aber immerhin
Burger und Mamula veranlaßt werden, etwas in dem Sinne
bekannt zu machen.
Die noch bestehende Unsicherheit der Zustände
Oberitaliens läßt noch nicht mit Bestimmtheit voraussehen, unter welchen
Modalitäten das öffentliche Studium an der Universität Padua im nächsten Studienjahre wird stattfinden
können und ob namentlich Studierende, welche nicht den venezianischen Provinzen
angehören, der Besuch derselben wird gestattet werden können. Die Studierenden
werden daher aufmerksam gemacht, daß es für sie jedenfalls rathsam ist,
rechtzeitig eine andere österreichische Universität zu beziehen und daß an
denselben das Studienjahr mit erstem Okt. beginnt und die Inskripzion mit ---
geschlossen ist.
Das ist sogleich zu veranlaßen, und um
ganz sicher zu gehen, ersuche ich den Herrn Unterstaatssekretär das Konzept dem Grafen Rechberg vorzulegen
Thun
22.9.