Der Schulrat Konrad Halder berichtet dem Minister über die Maturitätsprüfungen vom Schuljahr 1860 an den Gymnasien in Ofen, Pest, Erlau, Stuhlweißenburg, Szegedin und Gran. Halder lobt vor allem die Ergebnisse an den Staatsgymnasien von Pest und Ofen. Besonders die deutsche Sprache werde dort vorschriftsmäßig unterrichtet, so dass auch die Ergebnisse gut ausgefallen seien. Umgekehrt seien die Ergebnisse an den Ordensgymnasien mit ungarischer Unterrichtssprache zu Pest, Gran, Stuhlweißenburg, Erlau und Szegedin in Deutsch und Latein sehr schlecht. Er schlägt daher vor, Deutsch entweder als obligaten Lehrgegenstand zu einzuführen oder es ganz zu streichen. Den Grund für die schlechten Ergebnisse in Latein führt er darauf zurück, dass der Unterricht einerseits nicht zeitgemäß und nach den Vorschriften des Studienplanes stattfinde, andererseits gerade der Lateinunterricht von den Gegnern des Studienplanes verwendet werde, um den Studienplan zu diskreditieren. Er selbst sieht nicht im Studienplan die Ursache für die schlechten Ergebnisse, sondern im fehlenden Eifer der Schüler und den mangelhaften Fähigkeiten der Lehrer, welche es zudem nicht verstanden hätten, den Studienplan vorschriftsmäßig umzusetzen. Halder regt daher eine rasche und tiefgreifende Analyse und Lösung der Probleme der ungarischen Gymnasien an.
<Ungarische Gymnasien 1860>1
Über die an den Gymnasien in Ofen, Pest (a. Staatsgymnasium, b. Piaristengymnasium), Erlau, Stuhlweiszenburg [Stuhlweißenburg], Szegedin, Gran am Schluße des Schuljahres 1860 abgehaltenen Maturitätsprüfungen
Da der Unterzeichnete gegen Ende des Schuljahres 1860 von der amtlichen
Thätigkeit eines ungarischen Schulrathes noch nicht entbunden war und er über
seine künftige Verwendung seitens des hohen k.k. Ministeriums für
Cultus und Unterricht keine Weisung erhalten hatte: so hielt er
sich für befugt und unter den dermaligen Verhältnissen der k.k. Statthalterei
sogar für verpflichtet, die auf die Maturitätsprüfungen bezügliche Amtshandlung
an den obbezeichneten Gymnasien des früher bestandenen POVG [Pest-Ofen
Verwaltungsgebiet] vorzunehmen. Vorsichtshalber hatte die Ofner k.k. Statthaltereiabtheilung der Bestimmung des
Organisationsentwurfes § 80, 3 gemäß verordnet, daß die schriftlichen Arbeiten
der Schüler in diesem Jahre (früher ward von der Vorschrift Umgang genommen)
behufs der Überprüfung rechtzeitig dem Unterzeichneten vorgelegt werden sollen.
Daß der Unterzeichnete diesmal der mündlichen Prüfung nur theilweise beiwohnte,
dürfte dadurch als gerechtfertigt erscheinen, daß einerseits infolge der
Nichtanwesenheit mehr Zeit für eine genaue Beurtheilung des jedenfalls
wichtigern Theiles der Prüfung gewonnen wurde, andererseits durch Abkürzung der
betreffenden Reisen eine Ersparnis hinsichtlich der Diäten erzielt werden
konnte. Es unterzogen sich nahezu anderthalbhundert Schüler dem Examen. Hievon
erhielt etwa der neunte Theil die Vorzugsclasse, während der dreizehnte Theil
für unreif erklärt wurde oder schon nach der schriftlichen Prüfung freiwillig
zurück trat. An dem k.k. Gymnasium zu Ofen, dann an den
Ordensgymnasien zu Stuhlweißenburg
und Gran wurden sämmtliche Prüflinge für reif erklärt.
Die Zahl der Maturitätscandidaten ist in diesem Schuljahre ungefähr um 30 größer
als im vorhergehenden, ein Zuwachs, welcher zur Hälfte auf Rechnung des zu
Pest neu errichteten k.k. Obergymnasiums zu setzen
ist. Die wenigsten Prüflinge (7) zählt das Ofner k.k. Gymnasium, die meisten (43) das Pester Piaristengymnasium. An den beiden
Staatsgymnasien zu Ofen und Pest,
wo die Lehrer nach der strengen Vorschrift des Studienplanes geprüft sind, und
wo der Unterricht ganz vorschriftsmäßig, insbesondere auch bezüglich der
deutschen Sprache, ertheilt wir, sind die Ergebnisse der Prüfung im allgemeinen
so günstig ausgefallen, als man unter den gegenwärtigen Zeitverhältnissen
billigerweise erwarten konnte. In einer bedenklichen Lage befindet sich übrigens
das zu Pest neu eröffnete k.k.
Gymnasium; die Anstalt ist zwar mit tüchtigen Lehrkräften versehen,
aber einerseits ist sie in ungeeigneten Räumlichkeiten nur nothdürftig
untergebracht, andererseits wird sie von einem Theile der Bevölkerung aus
begreiflichen Gründen angefeindet und discreditirt. Soll daher die Anstalt ihrem
Zwecke entsprechen, so muß sie von der Regierung möglichst
berücksichtigt und unterstützt werden. Was die Ordensgymnasien (mit magyarischer
Unterrichtssprache) zu Gran,
Erlau, Stuhlweißenberg, Pest und
Szegedin betrifft, so sind auch in diesem Schuljahre
verhältnismäßig die erfreulichsten Resultate aus der Mathematik (in
Gran auch aus der Physik), der ungarischen und der
griechischen Sprache erzielt worden. Am schlimmsten aber
steht es um das Studium der deutschen und insbesondere um das
der lateinischen Sprache. Inbetreff der deutschen Sprache
hat es zwar nicht an tauglichen Lehrern gefehlt und namentlich verdienen die
Leistungen der beiden Lehrer zu Gran (Dr. Stern, früher Israelit nun Priester des
Benediktinerordens) und zu Stuhlweißenburg (Dr. Budenz, Laie, Hannoveraner, Schüler des Sanskritologen Benfey, seit 2 Jahren Supplent, nun im
Begriffe von der Supplatur zurück zu treten) anerkannt und gelobt zu werden; auf
der andern Seite aber ist die dermalige Zeitlage der Behandlung der deutschen
Sprache an ungarischen Schulen in so hohem Grade ungünstig, daß man bei
Beurteilung der Maturität von der Mehrzahl der Schüler (Ausnahmen machen
gewöhnlich die Israeliten und ein Theil der gebornen
Deutschen) nur ein sehr geringes Maß der Kenntnis deutscher Sprache und
Litteratur fordern kann; wenigstens hat den Untergymnasien zur Verhütung des
größern Übels allenthalben die Nachsicht und Milde vorwalten lassen. Freilich
wäre eine solche Nachsicht für die Dauer kaum zu rechtfertigen und es dürfte
sogar rathsamer sein, die deutsche Sprache, anstatt sie einer fortwährenden
Anfeindung und Geringschätzung auszusetzen, an den magyarischen
Unterrichtsanstalten als obligater Gegenstand lieber ganz und gar zu beseitigen.
Fehler wie: „die Vortheilen aufnutzen – der frommen Pilgern – die Herzogen – die
Hauptstadt Syrien – wegen Mangel an Lebensmittel – wegen des Hungers und
Bedrängnis – am Frühjahre – auf bösester Weise – Sehnsucht ins Morgenland – der
Weg in Syrien wurde geöffnet – zur Verzweiflung nahe – er riß die höchste
Obrigkeit zu sich – die Ehrfurcht gen den Stifter – binnen sumseten den Baum um
– es frierte ihn – es leihte ihm – nachdem mehr als … umgekommen sind, brach das
Hauptheer auf – sie zogen, obgleich das Hauptheer zusammen geschmolzen ist – sie
machten einen Ausfall und haben die Türken vertrieben – nachdem das Heer durch
den Hellespont hinüber kam, wurde Nicäa erobert – zu der Anhänglichkeit, welche
die Christen dahin gelockt habn, trat … - er schlug die Ehre aus mit dem
Bemerken, daß er keine Krone tragen will – jenes Lands, wo er geboren, gelehrt,
gelitten und gestorben ist – Bouillon Gottfried – als der Papst den Kreuzzug
beantragte, die Versammlung aufrief – die Türken wurden berächet – er gab (statt
er trug) die Bitte vor – die Christen sahen sich in der Stadt umgenommen – sie
wallfahrteten daher (statt dahin) – die Armee wurde durch Hunger häufig
gemindert – Palestinen – Sirien – chatolisch – schprechen – Scheldschuken –
Necea“ etc. etc., dergleichen Fehler nun sind etwas ganz gewöhnliches und
allenfalls noch zu ertragen; aber unerträglich ist es, wenn Maturitätscandidaten
stundenlang mit einem Deutsch sich abquälen, wie das folgende ist: „Befestige du
dich oh Freund, daß wollest die Wahrheit und lasse du dich nicht blind machen
durch seine falsche Elokwenzie dessen melancholischen und wüthenden Sofisten,
welche jede Sache in niederschlagenden kräftigen Bestreben hin winkeln.“ (soll
eine Übersetzung aus dem Ungarischen sein)
Über den Unterricht
der lateinischen Sprache werden alte Klagen zu wiederholen sein. Auch
die diesjährige Maturitätsprüfung hat gezeigt, daß die Art und Weise, wie hier
zu Lande noch größertheils die lateinische Sprache behandelt wird, mit den
Forderungen eines vernünftigen und zeitgemäßen Gymnasialunterrichts den
allerschneidendsten Gegensatz bildet. Mag man die schriftlichen Arbeiten der
Schüler oder deren von den betreffenden Fachlehrern lateinisch geschriebene
Censuren ins Auge fassen, überall der gleiche Mangel an Fortschritt, überall die
gleiche Trostlosigkeit! Erwägen wir zunächst in den Übersetzungen aus dem
Magyarischen ins Lateinische die grammatisch-stilistische Seite des fraglichen
Unterrichts, so finden wir, daß der Wortschatz ganz und gar nicht gesichtet ist,
sondern Altes und Neues, Lateinisches und Barbarisches, Prosaisches und
Poetisches bunt gemischt werden; daß Worten und Wortverbindungen ein falscher
Sinn beigelegt wird; daß sogar die einfachsten Regeln der lateinischen Syntax
keine Beachtung finden. Und nicht etwa bloß die Schüler, sondern auch die Lehrer
(in ihren vermeintlichen Berichtigungen und Censuren der schriftlichen Arbeiten)
haben sich in den bezeichneten Richtungen verirrt. Nachstehende Fehlerauslese
möge als Beweis dienen.
Unlateinisches. Superficialitas –
fundamentalis – ineschauribilis – fundamentatum – exsatiatis – versio – commiles
– captitutio – hungaricolatinum – coneorelantia – nequidem – inattentio – non
adhibet terminos objecto correspondentes – juvenis est, instinctibus animi
favere – pons toto dirutusert – tergum vertunt (höchstens im poetischen Ausdruck
gestattet) – versio suscepta per alumnos occasione examinis – morte capitis
damnarunt – ac opus – ac angere – quinquies quadragiesque (höchstens poetisch) –
versor, quem secus qua diligentem landare debeo – solus restitit, donec pons
interruptus non fuissest – elaboratis, de latino sensum in hungaricum lata –
inquit vor die direkte Rede gestellt – ut ante rei – peritos digne apparere
possis – versorem sensam classici tantum approximative assecutum asserere
anderem – non sunt pares impetiui meo resistendo – veritatem dicere – opus
sermonem spectando miserum est – versor in abstraeto vertendo sensum non
expressit –
Unclassisches. Adinvenio – superficialis –
intellectualis – litteralis – apprehensio – impossibilis – defluxus – saturatio
– methodus – conformis – scientiae (plural = tudományok) – adhuc major – juxta
proverbium –
Verkehrter Sinn. nempe für verbi causa – periodus für aetas –
scopus für finis – societas für circulus – distractis für animi relaxatio –
materia für res – und so werden u. a. im verkehrten Sinne gebraucht sphaera –
idea – phrasis – odit im Sinne des Aorist – alligatus – applicitus – impressis –
expressio – apprehendo – majestas – erroneus (die Form ist überdies bei Colum.
7, 12, 5 zweifelhaft) – punctum – emanere – terminus – queusque – absque – secus
– substratus – fluida oratio – fluide vertit –aviditas multarum notionum – non
is intenditur sensus – mox in principio – elaboratum per Arpadom –
Unsyntaktisches (auch gegen die sogenannte syat. ornata).
Porsenna Romanis bellum intulit, ut Tarquinium recepissent – cum animadverterit,
ursit socios – repugnavit, donec pons destructus fuisset – ni spatio impediar,
jam amplexus te haererem pectori – ut posses, opus est – speramus, quod
professores neminem nosstrum infelicem redderent – se in utum locare – non
exirstimes im Sinne von noli existimare – hoc una est proprietatum bonarum –
nostra aetas multas postulat cognitiones, quod quidem pars est virtutum ejus –
dum (statt cum) videret – dum videbat (statt dum videt) – oostquam lustrasset –
excellere cupiens (im substantiven Sinne) – dic, utrum … bei einer einfachen
Frage – ad statum vitae eligendum miti egrediendum est – integritas vitae als
Aufschrift – lateinische Briefe werden ganz in derselben Form wie ungarische
oder deutsche abgefaßt –
Poetisches unter einfacher
Prosa. Titulus im Sinne von dignitas – ne eogita – reddere valuit –
Tiberim desiluit –
Unorthographisches. Rippa / Pyraeum /
sollecismus / nature / rei-peritus / pro-pter / ade-ptus / sus-picis
etc.
etc. etc.
Nebenbei sei hier daran erinnert, daß auch in gedruckten
Zeugnisformularen Ausdrücke wie progressus sufficiens statt
progressus tolerabilis und obsque tentamine statt sine
tentamine oder scientia non tentata nicht vorkommen sollten.
Hieraus würde
zwar die Fehlerhaftigkeit oder Ungenauigkeit der Übersetzungen aus dem
Lateinischen ins Ungarische sich als eine nothwendige Folge von selbst ergeben;
der Wichtigkeit der Sache wegen jedoch sollen auch hiefür einige Belege
angeführt werden.
Aus Cic. Cat. I, 13 – für das
Piaristengymnasium zu Pest
:
aestu febrique =
forró es hideg leíztól / iste unus = az / hisce ominibus = mindezekre oder igy /
erupit = törnekelö / denique = tehát /periculum residebit : a veszély
lecsillapdik (statt a. v. hábra marad) / statorem kujus urbis atque imperii = e
város alapitójának és uralkodójának / videbimur fortasse = talán látni fogjuk
`unum in locum congregentur; nuro denique, id quod suepe jam diri, secernantur a
nobis; desinant insidiari domi suae consuli = egy helyen gyüljenek Össze a
falakon kivül; mint gyakran mondám távolitsuk el Öket tölünk; ugy majel
megszünnek die haza consulaiknak cseleket hányni / tu, Juppiter, qui iisdem
quibus haec urbs auspiciis a Romulo es constitutus = te, J., ki ugyanazoknak;
kiknek e város, jövendöles által Romulustól adva vagy / a teitis Urbis ac
moenibus = a házak födeleitöl, falaktól / Polliceor hoi vobis, tantam in nobis
consulibus fore diligentiam, tantam in vobis auctoritatem, tantam in equitibus
romanis virtutem, tantam in omnibus bonis conseensionem, ut Catilinae
profectione omnia patefacta, illustrata, opressa, vindicata esse videatis = Én
igérem nektek, hogy mi consulok oly vigyázattal élunk, a ti tekintélytek, aromai
lovagok eröi és minden jo érzés mellett, hogy Catilina elutaztával mindenek
felfedeztetnek és kinyilvánulnak, - látni fogj´tok hogy egyszersmind le ist
gyözetnek ‘s elnyomatnak / Ut saepe homines aegri morbo gravi, quum aestu
febrique jactantur, …: sic hic morbus … = Ha az emberek gyakran nagy betegségben
vannak, ha hidegleléstóli forróságban szenvednek … itt ez a nyavalya …
u.s.f.
Aus Tac. Agr. 43 – für das Gymnasium zu
Erlau
:
per fora = forumon oder Köztéren
/ hic aliud agens populus = a napszámok / momenta deficientis per elispositos
cursores nuntiate constabat, nullo credente, sic accelerari quae tristis audiret
= tudva van, hogy öröket rendelt hogy általuk tudositásst nyerjen a beteg
hogylétéröl, és senki sem hinné, hogy mennyire Kivánta a halálhirt hallani / ut
neseiret, a bono patre non scribi heredem nisi malum principem = miszerint azt
sem tudta hogy a jo atya csak rosz fejedelmet tett örökösévé / crebrius quam ex
more principatus, per nuntios visentis, libertorum primi venere = gyakrabban
mint külömben láfogató hirnökök által szókás volt, jöttek hozzá az elökelök, a
szabadosok föbbjei … / Vulgus quoque, et hic aliud agens populus ventitavere ad
domum = köznép, mely mással foglalkozik, a házhoz ment u.s.f.
Aus Tac. hist. IV. 58 – für das Gymnasium zu
Szegedin
:
Cum maxime = leginkább / sane
ego displiceam = talán én nem tetszem / Adeo nos, si fortuna in praesens
virtusque deseruit, etiam vetera exempla deficient = Aunyira ada vagyunk, hogy
ha a szerenese a jelen gyözelemben elhagy, akkor még az ösi példák is
elenyésznek / trahendi artes = vonó-gépek / die Bedeutung der Partikel bei
indignum quidem wurde von den wenigsten Schülern verstanden / legiones = ezredek
oder esapatok / legati ([?]) = követek / bellum eum populo romano vestris se
manibus gesturum Classicus sperat, impercumque et sacramentum Galliarum
astentato Adeo nos, si … = azt vélte Cl., hogy romai néppel harezolva, ön maga
es népellen fonditja a tört, a birodalmat és a Gallok háditmányát magának
nyilvánitja: ugy azért mi, ha … / at certe pollui foedariqua (e as fra) a Tutore
et Classico ne sinatis = azt ne engedjétek, hogy (a tábor) T. és Cl.-tól
megbeistelenittessék u.s.f.
Aus Hor. ep. I, 10 – für das
Gymnasium zu Stuhlweißenburg
:
Fraternis animis = igaz lélekkel /
aquinatem fueum = az aquitaniai festéket / Purior in vicis aqua tendit rumpere
plumbum, quam quae per pronum trepidat cum murmure rivum? = Tisztábl a viz, mely
a csatornákban ämlik szét, mint a mely a menedékes partook közt cserdegezve
folydogál? / Sempe inter varias nutritur silva columnas = Nem a tarka oszlopok
közt is als Frage behandelt / Vivere naturae si eonveniente oportet, ponendaeque
domo quaerenda est area premum, novistine … = Ha élünk, mint a természet
kivánja, az épitendö háznak … ismertél e … / mala perrumpet furtim fastidio
victrise (natura) = a gonosz gyülölséget alattomban széttöni a gyözelem / Non
qui Sedonio … diese Stelle wird einmal ganz falsch übersetzt, ohne daß der
Lehrer den Fehler andeutet. u.s.f.
All diese beispielsweise hier
bezeichneten Vorstöße gegen die lateinische Sprache müssen, wie gesagt, aber
sowohl den Lehrern als den Schülern angerechnet werden; den Lehrern insofern,
als die Fehler in den Übersetzungen der Schüler größtentheils nur die Folge
eines oberflächlichen und verkehrten Unterrichts sind; dann aber auch insofern,
als die Lehrer selbst ihre Censuren mitunter in einem Unlatein geschrieben und
ungeachtet einer hierauf bezüglichen amtlichen Weisung weder die oben gerügten
Fehler noch die weit größere Anzahl der andern irgendwie berechtigt oder
ersichtlich gemacht haben. Wenn über sehr schwache Arbeiten Urtheile vorkommen,
wie „opus est lande elignum et merito idearum, et merito sermonis“ oder wie
„sensum anetoris bene apprehendit, versio fluida“ oder wie „sensum classici rite
assecutus est, facilis in senu classici adinveniendo“ u. dgl. m., so weiß man
nicht, ob man mehr den unwahren Inhalt oder die unlateinische Form des Urtheils
beklagen soll. Zudem werden von den Censoren auch manche Stellen als fehlerhaft
bezeichnet, welche das keineswegs sind, z. B. ad ripam tranavit – pons
interruptus –urbem invadere – socios fuga prohibere – sagittas emisit – pontis
transgressus – cedere in tutum – ferner dispositus = széthelyezett / esetranei =
külföldiek / per eirculos = gyülésekben u.s.f.
Hiebei ist aber zu erwägen,
daß nicht etwa Gleichgiltigkeit gegen die syncielle amtliche Weisung, sondern
vielmehr eine in übeln Gewohnheiten und Vorurteilen wurzelnde
Unkenntnis der Erfordernisse des echten Gymnasialunterrichts all das Übel
herbeigeführt hat. Und zu Gunsten des Graner Gymnasiums sei weiter bemerkt, daß der betreffende
Fachlehrer der lateinischen Sprache im Verhältnis zu den andern Ordensgymnasien
das wenigste verschuldet hat.
Die Leistungen der 5 schwerwiegenden
Ordensgymnasien zu Gran, Erlau,
Stuhlweiszenburg,
Pest, Szegedin sind inbetreff der lateinischen Sprache besonders scharf aus dem
zweifachen Grunde beurteilt worden, erstens weil dieser Gegenstand, obwohl der
wichtigste von allen und den Gymnasialunterricht gleichsam betreffend und
bedingend, dennoch am ungenügendsten behandelt wird; zweitens weil gerade die
lateinische Sprache mehrseitig als Operationsbasis zu Angriffen auf den
österreichischen Studienplan ausersehen wird. „Dem Latein sei eine allzu geringe
Anzahl von Stunden zugetheilt“, hört man; „Es wäre viel zweckmäßiger,
Gegenstände, wie namentlich die griechische Sprache, entweder ganz zu beseitigen
oder doch möglichst zu beschränken und allenfalls unter die nicht obligaten
Fächer zu erweisen; dagegen sollte man wieder mehr Zeit auf den theoretischen
und praktischen Betreib der lateinischen Sprache verwenden“ usw. Derlei Ausfälle
gegen die österreichische Studienordnung umständlich zu wiederlegen, ist hier
nicht der Ort und es dürfte nach der obigen Berichterstattung über die
Ergebnisse der diesjährigen Maturitätsprüfung eine fernere Polemik
schlechterdings überflüßig sein. Oder haben die Zöglinge der genannten
Lehranstalten deshalb so geringe Fortschritte in der lateinischen Sprache
gemacht, weil sie durch unsere Studienordnung auf eine zu geringe Anzahl
Unterrichtsstunden beschränkt waren? Gewiß nicht; denn hätten die
Lehrer die zugemessene Zeit gehörig zu verwerthen verstanden, so würden
ganz andere und jeder billigen Forderung entsprechende Resultate erzielt worden
sein. Überhaupt sollten unsere Gegner beherzigen, daß aus der Nichtbefolgung
oder der ungenügenden Ausführung einer Vorschrift kein Recht zu Angriffen auf
diese Vorschrift hergeleitet werden kann. Nein! Dem Studienplane darf der Mangel
des Verständnisses und der für ein Gymnasium erforderlichen Übung der
lateinischen Sprache eben so wenig zur Schuld gerechnet werden, als die
theilweise Verwahrlosung der deutschen Sprache oder die infolge einer
ungründlichen Behandlung der Grammatik an ungarischen Mittelschulen vielfach
wahrnehmbare Verkehrtheit der Interpunktion u. dgl. m.
Das Vorstehende ist
aber nicht in der Absicht geschrieben, damit die Lehrkörper von
Amtswegen neuerdings an die Pflichten ihres Berufes erinnert werden;
denn daß an Gymnasien mit magyarischer Unterrichtssprache das noch nicht
geleistet wird, was geleistet werden sollte, davon ist die Schuld bekanntermaßen
bei weitem mehr außerhalb der Lehranstalten als innerhalb
derselben zu suchen. Die beiden Gymnasialdirektoren zu
Gran und Erlau z. B. sind dem
Untergymnasium als Männer bekannt, welche nicht allein wegen ihrer Kenntnisse,
sondern auch wegen ihrer Loyalität jede Rücksicht und Anerkennung seitens der
Regierung verdienen; und daß auch einige andere Lehrer der hierländigen
Ordensgymnasien ihre Pflichten redlich zu erfüllen streben, kann gleichfalls
nicht in Abrede gestellt werden. Übrigens muß man wünschen, daß das verwickelte
Problem des ungarischen Gymnasialunterrichts bald und entscheidend gelöst werde.
Pest, den 20.8.[18]60
Konrad Halder
k.k. Schulrath