Franz Thun an Leo Thun
o. O., 12. April 1850
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Regest

Franz Thun bedauert, dass Caroline Thun, die Frau von Leo Thun, an den Blattern erkrankt ist. Er teilt seinem Bruder mit, dass seine eigene Frau sich als Krankenpflegerin anbieten möchte und für acht Tage zur Verfügung stünde. Die Voraussetzung sei natürlich, dass Leo und Caroline Thun einverstanden sind und auch Dr. Anton Jaksch nichts dagegen einzuwenden hat.

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Edierter Text

Lieber Leo,

Mit dem innigsten Bedauern habe ich gehört, daß Caroline an den Blättern liegt! Du armer Kerl! Das ist ja eine entsetzliche Plage für dich und für sie! Du kannst sie nicht pflegen – das ist natürlich – und ihre Bekannten werden es mit Angst vor Ansteckung nicht!!
Nun komme ich mit einer recht unverschämten Anfrage! Ich kann in der jetzigen Zeit nicht abkommen – sonst wäre ich gekommen, obwohl ich zum Pfleger einer Krankenden wohl kaum tauge höchstens zur Wache und zum Vorleser!
Aber es war der erste Gedanke meiner Frau, ob sie nicht – falls sich Caroline ihrer nicht schämt – als Krankenpflegerin am Platze wäre? Sie ist in der Hoffnung und also (worüber ich Jaksch noch fragen würde) vor jeder Ansteckung, so viel ich weiß, sicher. Mit den Kindern könnte ich schon allein fertig werden, Gott sei dank ist alles gesund. Auf 8 Tage käme sie also, wenn ihr sie brauchen könnt, sehr gern, ihr brauchtet ja keine Umstände mit ihr zu machen und besser als eine fremde Krankenwärterin wäre sie gewiß.
Schreib mir also gleich – ganz offen ob ihr sie auf etwa 8 Tage brauchen könnt – Wenn es Jaksch wegen der Ansteckung erlaubt, so käme sie denn gleich
Von ganzem Herzen
Dein Franz

1850.12.4.

Meine Frau fürchtet, daß Ihr glauben könntet, sie wolle sich mit dem Antrage nur protzig machen – davon denke ich sind wir bei Euch aber sicher. An so was denkt niemand weniger als sie – im Gegentheil hält sie den Gedanken noch von so Manchen zurück!!