Der Bezirkshauptmann von Eger, Josef Herget, wendet sich mit der Bitte an Leo Thun, er möge sein an das Ministerium des Innern gerichtetes Gesuch, um Gewährung einer Teuerungszulage für die Beamten in Eger unterstützen. Er bittet Thun um eine persönliche Intervention beim Minister des Innern in dieser Angelegenheit. Das bisherige Wohlwollen Thuns hat den Bezirkshauptmann veranlasst, sich in dieser Sache an ihn zu wenden. Gleichzeitig nützt Herget die Gelegenheit, um dem Unterrichtsminister für die Unterstützung seiner bisherigen Anträge in Kultus- und Unterrichtssachen zu danken.
Hochgeborner Graf,
Eure Excellenz.
Mehrfache Beweise eines beglückenden Wohlwollens, die mir von Eurer Excellenz
schon früher sowohl in meinen Studienjahren als auch während meiner
Dienstleistung im ehemaligen Leitmeritzer Kreise zu Theil wurden, geben mir den Muth, mich
auch in Ihrer jetzigen hohen Stellung mit der ehrfurchtsvollen Bitte an Eure
Excellenz zu wenden, einer an sich zwar unbedeutenden, für mich und meine
Mitbeamten aber wichtigen Angelegenheit Ihre mächtige Fürsprache nicht versagen
zu wollen.
Die sämmtlichen Beamten der Egerer Bezirkshauptmannschaft, der ich vorzustehen die Ehre
habe, sind – gedrängt durch die ganz außergewöhnliche Theuerung in
Eger – bei dem hohen Ministerium des Innern um eine Theuerungszulage
eingeschritten.
Das Einschreiten ist thatsächlich begründet und dürfte bei
aufmerksamer Würdigung der wahrheitsgetreu dargestellten Verhältnisse einer
günstigen Erledigung gewiß sein.
Meine unterthänige Bitte geht nun dahin,
Eure Excellenz mögen sich gnädig geneigt finden dem Herrn Minister des Innern, dem ich leider nicht
persönlich bekannt bin, diese Angelegenheit persönlich zu
empfehlen.
Ich fühle es, daß ich durch diese Bitte in den Augen Eurer
Excellenz unbescheiden erscheinen dürfte; aber ich weiß, daß gerade in ähnlichen
Fällen ein Wort aus dem Munde eines so hoch gestellten, einflußreichen Mannes
weit mehr zu bewirken vermag als der längste und schönste Bericht, und ich kenne
außer Eurer Excellenz niemand in der Residenz, an den ich mich mit jenem
Vertrauen zu wenden vermöchte, das nur die Folge tiefgefühlter persönlicher
Verehrung und der auf eigener Erfahrung gegründeten Überzeugung ist, daß Eure
Excellenz Ihren Landsleuten nützlich zu sein in allen Fällen stets gern bereit
waren.
Ich benütze zugleich diesen Anlaß, um Eurer Excellenz für die
Unterstützung, die meine Anträge in Cultus- und Unterrichtsangelegenheiten –
namentlich in Betreff der Kirchen- und Schulregulirung des protestantischen
Ascher Gebietes – bei dem hohen Ministerium
bisher gefunden, meinen ehrfurchtsvollen Dank auszusprechen und bitte, den
ungeheuchelten Ausdruck jener unbegrenzten Verehrung genehmigen zu wollen, mit
welcher geharrt
Eurer Excellenz
unterthänigster Diener
Herget
Bezirkshauptmann
Eger, am 9. Dezember 1851