Leo Thun bedankt sich bei Bischof Joseph Othmar Rauscher für die Auskunft über den Direktor des Marburger Gymnasiums, Johann Kurz. Der Minister teilt außerdem mit, dass die Berufung von Johann Baptist Weiß an die Universität Graz bereits erfolgt sei und Weiß durch Joseph Fessler von seiner Ernennung verständigt wurde. Zuletzt gratuliert der Minister Rauscher zu seiner Ernennung zum Erzbischof von Wien und wünscht ihm Kraft und Ausdauer für die bevorstehenden schwierigen Aufgaben.
Wien den 2. April 1853
Hochwürdigster Herr Fürstbischof!
Für die mir über Direktor Kurz
mitgetheilten Nachrichten, welche mir zu großer Befriedigung dienen, sage ich
Euerer fürstlichen Gnaden meinen herzlichen Dank. Dr. Weiß ist bereits zum Professor der
Geschichte ernannt; die offizielle Verständigung ist auch bereits auf
diplomatischem Wege eingeleitet und ich habe ihm überdieß – da auf jenem Wege
nicht sehr schnell gefahren werden kann – auch durch Vermittelung Prof. Fesslers die Nachricht brieflich
zukommen lassen. Nur die Kundmachung durch die Zeitung ist noch nicht geschehen,
weil ich durch einige unangenehme Erfahrungen gewitzigt die Ernennung von
Ausländern nie mehr veröffentlichen lasse, bevor sie auf ihrem Posten eingelangt
sind. Nach allem was ich höre, hoffe ich, daß Dr. Weiß eine sehr gute Acquisizion
sein wird.
Über die Veränderung, die sich in der Stellung Euerer fürstlichen
Gnaden zugetragen hat, habe [ich] pflichtschuldig geschwiegen, bis ich in der
Lage war, Euere fürstliche Gnaden hiervon offiziell zu benachrichtigen. Daß es
so kommen werde, war längst meine Überzeugung. Gott wird Euerer fürstlichen
Gnaden fernerhin seinen Segen schenken, wie Er es bisher gethan. Nicht Euerer
fürstlichen Gnaden, sondern der Kirche und dem Vaterlande wünsche ich Glück zu
der Erhebung Euerer fürstlichen Gnaden auf eine Stelle, die erwünschte
Gelegenheit biethen wird, den großen Einfluß den Sie sich bereits zu erringen
wußten, in noch erweitertem Maaße geltend zu machen. An schwierigen Aufgaben
fehlte es allerdings nicht; indessen – es sind schon schwierigere vorgelegen –
und Gott sei Dank! einer glücklichen Lösung entgegengeführt worden.
Mit dem
wiederholten Ausdruck meiner aufrichtigen Hochachtung habe ich die Ehre zu
verharren
Euerer fürstlichen Gnaden
ergebener Diener
Thun