Leo Thun erkundigt sich beim Philologen Bernhard Jülg über den Lehrer Sigmund Sawczyński, der sich der Slawischen Philologie widmen möchte. Jülg soll Thun mitteilen, ob er jenen kenne und ob er für das Studium der slawischen Philologie Begabung zeige. Außerdem bittet Thun Bernhard Jülg noch um Auskunft über dessen eigene Arbeit in Krakau.
Wien, den 5. Jänner 1854 [sic! richtig 1855]
Werther Herr Professor!
Sawczyński, Lehrer am Krakauer Gymnasium befindet sich hier um sich für die Lehramtsprüfung vorzubereiten, und zwar zunächst für das historisch-geographische Gebieth. Er hat mir eben seinen Wunsch zu erkennen gegeben, seinen Studien die Richtung auf slawische Philologie zu geben, und über meine Frage ob er sich schon einigermaßen mit vergleichender Sprachwissenschaft befaßt habe und mit Ihnen in Berührung getreten sei, hat er mir geantwortet, seine Beschäftigung am Gymnasium habe ihm zwar wenig Muße dazu gelassen, dennoch habe er sich für ein Kollegium über Sanscrit bei Ihnen gemeldet, dasselbe sei aber wegen allzu geringer Zahl von Theilnehmern nicht zu Stande gekommen. Ich bitte Sie mir mitzutheilen, ob Sie Gelegenheit gehabt haben, auf Sawczynski aufmerksam zu sein und ob Sie glauben, daß er Beruf zu linguistischen Studien haben dürfte?
Mit aufrichtiger Hochachtung
Thun
Wenn Sie einige Notizen über Ihre Bestrebungen in Krakau und deren zu hoffende Erfolge beifügen wollen, so werde ich sie mit aufrichtigem Interesse entgegennehmen.