Anton Stimpel an Leo Thun
Innsbruck, 25. Oktober 1860
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Regest

Schulrat Anton Stimpel dankt Thun für sein Wirken als Unterrichtsminister. Er ist – wie viele seiner Kollegen in Tirol – zwar unglücklich über den Rücktritt Thuns, aber er ist auch überzeugt davon, dass die Reformen und der von Thun forcierte Aufschwung im österreichischen Bildungswesen Lehrer und Erzieher weiterhin motivieren werden.

Anmerkungen zum Dokument

Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit 39 weiteren Dankadressen unter der Signatur A3 XXI D623a.

http://hdl.handle.net/21.11115/0000-000B-DA68-B

Schlagworte

Edierter Text

Eure Excellenz!

Je mehr der Gefühle die Brust im innersten bewegen und je trüber dieselben sind, desto schwerer findet sich das Wort und desto zögernder erweist es sich, das denselben Ausdruck geben soll. In diesem Falle sind mir gegenwärtig in Oesterreich alle, deren Brust sich bei der endlichen Errichtung des so lang und heiß ersehnten Ministeriums für den Unterricht mächtig gehoben hatte und die dann freier athmend und das Haupt erhebend der Fahne folgten, die Euer Excellenz mit fester Hand und klaren Blicks dem unverrückten Ziele zugetragen. Jedoch, so gedrückt auch unsre Stimmung ist, sie soll der Flamme, die Eure Excellenz in unsern Herzen angefacht, nicht Licht noch Wärme nehmen und auf der begonnenen Bahn muthig fortzustreben nicht den Fuß uns lähmen. Der reiche Segen, der aus der edlen Saat dem geliebten Vaterlande erblüht, gebührt Euer Excellenz ganz allein; der Dank, der dem Lehrer und Erzieher aus seinem bessern freieren Wirken wird, er muß ihn dankbar Eurer Excellenz zu Füßen legen.
Möchten, Eure Excellenz, zum Gedeihen Ihrer edlen, schönen Pflanze auch fortan aus Ihrem frommen Herzen gern gehörte Wünsche zu Gottes Thron zu erheben nicht ermüden, um demnächst (es ist unsre sichere Hoffnung, unser Trost) sie wieder fester gewurzelt und stärker geworden in Ihre väterliche Obhut zu nehmen und zu pflegen.
Gereichen diesen schwachen Ausdruck innigsten Gefühls, wozu uns in Tirol ewige, nie versiegende Dankbarkeit drängt, mit der unbegrenzten Hochachtung und tiefster Verehrung huldvollst zu genehmigen, womit zu erstreben die Ehre hat

Eurer Excellenz
unterthänigster Diener
Anton Stimpel
Schulrath

Innsbruck, den 25. Oktober 1860