Der Historiker Philipp Segesser bedauert, dass er bei seinem Aufenthalt in Wien Leo Thun nicht angetroffen hat, um sich für die ihm erwiesene Auszeichnung zu bedanken. Er möchte dies nun schriftlich nachholen. Bei dieser Gelegenheit äußert Segesser auch sein Bedauern darüber, vor zwei Jahren die ihm von Thun angetragene Professur in Graz abgelehnt zu haben.
Wien, 30. September 1858
Exzellenz
den Besuch zu erwidern, womit Euer Exzellenz voriges Jahr auf Ihrer
Schweizerreise mich beehrten, bin ich dieser Tage nach
Wien gekommen. Leider aber mußte ich durch
Vermittlung des Herrn Ministerialraths Bernhard
Meyer vernehmen, daß wenige Stunden bevor ich um eine Audienz
hatte bitten lassen, Euer Exzellenz von Wien abgereist
seien, was ich um so mehr bedaure, als ich dadurch die Gelegenheit verliere, für
die mir erwiesene Auszeichnung meinen ergebensten Dank persönlich aussprechen zu
können. Wollen Eure Exzellenz daher dessen schriftlichen Ausdruck genehm halten.
Noch immer bedaure ich, daß vor rund zwei Jahren besondere Verhältnisse mich
abgehalten haben, den ehrenvollen Antrag der Professur in Graz, welchen Euer Exzellenz mir zu machen
die Freundlichkeit hatten, anzunehmen und ich gebe mich gerne der Hoffnung hin,
daß irgend einmal eine Gelegenheit sich wieder finden werde, mein kleines Wissen
und meine unbedingte Ergebenheit Eurer Exzellenz zur Verfügung stellen zu
können.
Wollen Eure Exzellenz bei diesem Anlaß den Ausdruck meiner
vollkommensten Hochachtung genehm halten,
Dero ergebenster
Segesser
Nat. Rath