Der Fürstbischof von Breslau, Heinrich Förster, bedauert den Rücktritt Thuns. Förster bedankt sich für Thuns Einsatz als Minister, insbesondere für dessen Förderung der katholischen Kirche und der Wissenschaften. Besonderen Dank spricht Förster dem scheidenden Minister für dessen Einsatz für das Breslauer Bistum aus. Förster zeigt sich besorgt über die Zukunft der Monarchie.
Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit 39 weiteren Dankadressen unter der Signatur A3 XXI D623a.
Hochgebietender Herr Minister,
Hochgeborener Herr Graf!
Das sehr geehrte Schreiben Euer Excellenz vom 13. Oktober, obwohl nicht ohne
Hinweis auf die beklagenswerthen Verhältnisse der gegenwärtigen Zeit, enthielt
gleichwohl nicht die leiseste Andeutung, die mich auf Hochdero baldigen
Rücktritt aus dem k.k.
Ministerium hätte schließen lassen, darum bezweifelte ich die
ersten Zeitungsnachrichten um so lieber, als man ohnehin nicht gern glaubt, was
man nicht wünscht. Leider haben sich jene Nachrichten seitdem bestättiget und es
ist mir ganz unmöglich, Euer Excellenz aus dem bisherigen Verhältnisse scheiden
zu sehen, ohne Hochdenselben ein Wort aufrichtiger Verehrung und Dankbarkeit
mit, ich darf es wohl sagen, recht wehmüthigen Herzen nachzurufen.
Wie die
sieben Jahre, während welchen ich die Ehre hatte, mit Euer Excellenz in
amtlicher Verbindung zu stehen, im Allgemeinen reich gezeichnet waren mit Thaten
Hochdero redlicher Sorgfalt für Kirche und Wissenschaft, so waren sie es ins
Besondere für mich mit Erweisungen eines mir überaus theuren Wohlwollens.
Empfangen Euer Excellenz meinen und meiner Diöcese warmen Dank dafür und mögen
sich Hochdieselben versichert halten, daß es recht viele Segenswünsche und
Gebete sind, die Euer Excellenz nachfolgen und Sie begleiten werden auf Ihrem
Lebenswege.
Inzwischen werden die Zeitverhältnisse immer düsterer und
drohender. Gott schütze Ostreich. Um die
Kirche bange ich nicht. Ihr Weg ist der ihres Hauptes und Stifters; er führt aus
dem Charfreitag in den Ostermorgen.
Mögen mir Euere Excellenz ein
freundliches Andenken bewahren, wie ich nie aufhören werde, mit dankbarer
Verehrung zu verbleiben
Euer Excellenz
ergebenster Diener
Heinrich
Breslau, am Feste Allerheiligen 1860