Gregor Zeithammer, Gymnasialinspektor für Böhmen, weist Leo Thun auf den Bericht von Johann Kleemann über das Altstädter Gymnasium in Prag hin, in welchem sein eigenes Urteil über das Gymnasium im Großen und Ganzen bestätigt werde. Zeithammer betont, dass Kleemann teilweise sogar noch schlechtere Urteile über die Lehrer gefällt habe als er selbst. Zeithammer weist aber dennoch auf den guten Willen der meisten Lehrer hin. Zeithammer empfiehlt die Reorganisation des Gymnasiums, er bittet aber – um unnötiges Aufsehen zu vermeiden – bis zum Ende des Schuljahres damit zu warten. Zeithammer beantragt überdies, dass man ab sofort keine Lehrer aus Böhmen mehr in andere Kronländer versetzen möge, weil schon jetzt ein Mangel an guten Lehrern in Böhmen herrsche.
Euere Excellenz!
In der Relation des Herrn Sectionsrathes Kleemann wird sich wohl das bestätigt finden, was ich vom
Altstädter Gymnasium wiederholt
berichtete. Eine Änderung in der Einrichtung desselben findet er nothwendig,
auch hat er einiges Ungünstige über manche Lehrer fallen lassen, da er sich
anderweitig über sie erkundigte. Ich bitte in letzerer Beziehung mit Schonung
vorzugehen, wenn nicht etwas Wichtiges vielleicht in politischer Hinsicht, was
mir nicht betraut ist, gegen sie vorliegt. Sie handelten, was die
Unterrichtssprache anbelangt, nach den bestehenden Vorschriften und im Sinne der
Einrichtung der Lehranstalt. Wird eine andere getroffen, so werden sie sich
gewiß willig fügen.
Ferner bitte ich zur Vermeidung des Aufsehens die
Änderung mit Beginn des nächsten Schuljahres eintreten zu lassen; doch wollen
Eure Excellenz die neuen Verfügungen bezüglich der Unterrichtssprache früher
bekannt geben, damit die Lectionspläne schon darnach verfaßt und geregelt werden
könnten. Werden über einen oder den andern Punct Auskünfte und Erfahrungen
gewünscht, so wollen Eure Excellenz die meinigen nicht verschmähen, da ich die
Verhältnisse kenne und es – Gott sieht mein Herz – mit der guten Sache redlich
meine.
Eine dritte Bitte geht dahin, Eure Excellenz wollen gegenwärtig dem
Kronlande keine Lehrkräfte entziehen, weil
wir sonst in die peinlichste Verlegenheit kämen, denn an die Stelle Klumpars gab ich den letzten verfügbaren
Philologen, der überdies noch keine Prüfung abgelegt hat.
Indem ich den
innigsten Dank dafür ausspreche, daß zur nähern Erhebung des Thatbestandes und
zur Revision einiger Lehranstalten ein Ministerialcommissär abgesandt worden,
habe ich die Ehre mit den lautersten Gefühlen unbegrenzter Verehrung und
Dankbarkeit zu verharren
Euerer Excellenz
unterthänigster
Gregor Zeithammer
Königgrätz, 17. April 1853