Der Philologe Hermann Bonitz übersendet dem Minister die Gymnasialstatistik für das Jahr 1857. Er bittet, die Verzögerung zu entschuldigen. Bonitz weist auch auf einige Änderungen im Aufbau der Statistik sowie auf einige interessante Punkte hin. Besonders betont er die Statistik über die Berufswahl der Absolventen und hierbei die Zahl derjenigen Schüler, die ein theologisches Studium antreten. Dies sei nämlich hinsichtlich der bevorstehenden Diskussionen um die Reform des Gymnasiallehrplanes und in Bezug auf die von der Kirche angestrebten Modifikationen besonders interessant. Er versichert Thun, dass er die Forderungen der Kirche in seine Überlegungen zur Überarbeitung des Gymnasiallehrplanes einbeziehen wird.
Euere Excellenz!
Später als sonst gewöhnlich bin ich im Stande, Euerer Excellenz die
Gymnasialstatistik über das verflossene Schuljahr ehrerbietigst zu
unterbreiten1; Notizen, wie jene, welche
sich S. 2. Anmerkung a oder S. X der Vorrede in den „Nachträgen“ finden, werden
die mir höchst unangenehme Verspätung des Erscheinens hinlänglich
erklären.
In der Vorrede, welche von den allgemeinen Ergebnissen der
aufgesammelten Zahlen Rechenschaft zu geben und dieselben zu verwerthen sucht,
habe ich mich diesmal auf sehr wenige Puncte beschränkt, um Raum zu erhalten für
die Relation, welche Ministerialsecretär Dr.
Ficker der Gymnasialzeitschrift antrug. Unter den in der Vorrede
enthaltenen Bemerkungen erlaube ich mir zu bezeichnen, – mit dem Wunsche, daß
Euere Excellenz dieselben Dero hohen Kenntisnahme würdigen möchten: S. III.
Spalte 2 über das Verhältnis der selbständigen und der unselbständigen
Unterrealschulen; S. IV. 3.c. die Ergebnisse der Classification in den
Realschulen (wobei Vergleichung der im vorigen Jahre bei dem gleichen Anlasse
gemachten Bemerkungen zu wünschen ist), S. IV. 6. über das günstige Ergebnis der
Maturitätsprüfung; S. V. 7. die Zahlenverhältnisse in Betreff der Wahl des
Berufs. Bei diesem letzten Puncte habe ich mich, da derselbe vorzugsweise das
theologische Studium betrifft, des Aussprechens irgend einer Reflexion
absichtlich enthalten, obwohl der in den Zahlen hervortretende Contrast darauf
fast hindrängt, und eine Erörterung besonders in einer Zeit nahe gelegt ist, wo
der Gedanke an mögliche Modificationen des Gymnasialplanes den Ansprüchen,
welche die Organe der Kirche an die Gymnasien für die Vorbereitung zum
theologischen Studium stellen, größere Lebhaftigkeit gibt – Ansprüche, von denen
Euere Excellenz überzeugt sein dürfen, daß ich ihre Wichtigkeit im höchsten
Grade würdige und ihrer vollständigen Erfüllung, ohne Beeinträchtigung des für
die allgemeine Gymnasialbildung als zweckmäßig erkannten, in meinen ernstlichen
Überlegungen des Gegenstandes Rechnung getragen habe.
Genehmigen Euere
Excellenz den Ausdruck meiner tiefsten Ehrerbietung.
Euerer Excellenz
unterthänigster
H. Bonitz
Wien, 27. Februar 1858