Franz Hartmann an Leo Thun
Linz, 27. April 1852
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Regest

Der Jurist Franz Hartmann teilt Leo Thun mit, dass er Sebastian Mutzl darüber informiert habe, dass er derzeit nicht berufen werden könne. Zentrale Hindernisse für eine Berufung waren Mutzls Wünsche hinsichtlich der Besoldung und der Anstellung seines Sohnes in Österreich. Mutzl habe gefasst auf die Nachricht reagiert. Hartmann betont jedoch, dass er Mutzl gegenüber die eigentliche Ursache für dessen Nichtberufung verschwieg, nämlich die Hoffnung Thuns, Josef Eutych Kopp berufen zu können. Schließlich bedankt sich Hartmann bei Thun für dessen Vertrauen in dieser Angelegenheit.
Im beigelegten Brief informiert Sebastian Mutzl Franz Hartmann davon, dass er den Bischof von Eichstätt von der Anfrage Hartmanns und einer möglichen Berufung nach Österreich in Kenntnis gesetzt habe. Der Bischof wiederum informierte den bayerischen Kultusminister, der nun von der möglichen Berufung Mutzls nach Österreich wisse. Die Sache sei nun in München und Eichstätt bekannt, da der Bischof nicht Stillschweigen bewahren konnte, was Mutzl sehr unangenehm sei. Mutzl hofft, dass die endgültige Entscheidung über seine Berufung bald fallen werde.

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Schlagworte

Edierter Text

Eure Excellenz!
Hochgeborner Herr Graf!

Die gütigen, von dem gewohnten Edelsinne Eurer Excellenz zeugenden Zeilen vom 24. dieses kamen mir heute zu und legten mir die Pflicht auf, Mutzl sogleich davon zu benachrichtigen, daß er für jetzt einen Ruf nicht erwarten solle. Ich habe, um ja keinen Mißbrauch des hohen Vertrauens Eurer Excellenz zu begehen, von der eigentlichen Ursache, nämlich von der Hoffnung, Kopp zu gewinnen, keine Erwähnung gemacht.
Vor einem solchen Manne würde Mutzl willig zurückstehen. Ich habe ihm auch in der Zwischenzeit, seit ich Eurer Excellenz seinen Brief mit dem Curriculum vitae etc. übersendete, geschrieben, daß ich fürchte, folgende Puncte könnten wesentliche Umstände machen:
1. sein Wunsch, die Besoldung a die decreti zu erhalten, da er doch nur in der kurzen Zwischenzeit vom Austritte aus dem baierschen Staatsdienste bis zur Beeidigung in Wien ohne Besoldung sein würde;
2. sein Wunsch hinsichtlich des Sohnes, da ich bestimmt glaube, daß von der Anforderung der Prüfung und Probepraxis in Österreich nicht abgegangen werde. Auch schrieb ich mein Bedauern, daß das Gerücht von seiner Berufung in den Zeitungen circulirt, obschon ich mir die strengste Geheimhaltung so sehr zur Pflicht gemacht hatte, daß ich durchaus niemandem von der Sache etwas mittheilte.
Alles dies schrieb ich gerade gestern in Beantwortung des beiliegenden Briefes, welchen ich Eurer Excellenz, vor Welcher ich nichts verborgen halten will, vorzulegen mir erlaube. Mutzl war daher schon einigermaßen durch mich vorbereitet, und ich bin überzeugt, daß die zarte Aufmerksamkeit Eurer Excellenz, ihn jetzt durch mich verständigen gelassen zu haben, und seinerzeit die Kunde, daß Kopp in Österreich sei, ihm Trost gewähren.
Empfangen Eure Excellenz meinen innigsten Dank für das in dieser Angelegenheit mir geschenkte Vertrauen und meine Versicherung, daß es mir stets und bei jedem Anlasse eine freudige und heilige Pflicht sein wird, die Befehle Eurer Excellenz zu befolgen.
Ein höchst erfreuliches Zeichen des Andenkens Eurer Excellenz war es mir auch, als der katholische Pfarrer Cruse aus Gotha mir sagte, daß Eure Excellenz ihn an mich wiesen. Wir werden, Gottlob! in der Lage sein, zum Baue der Kirche in Gotha einen ergiebigen Beitrag in kurzer Frist zu leisten.
Mit der wiederholten Versicherung der tiefsten Verehrung und Anhänglichkeit verharre ich

Eurer Excellenz
hochgeborner Herr Graf

dankbarst unterthäniger Diener
F. v. Hartmann

Linz, am 27. April 1852

<[?], beantwortet 26. April 1852.>1

Theurer Freund!

Es dürfte sachdienlich seyn, Dich von dem jetzigen Stande meiner Angelegenheit in Kenntnis zu setzen. Ich habe nämlich gleich nach Empfang Deines Schreibens vom 22. vorigen Monats unsern Hochwürdigen Herrn Bischof, welcher beim Landtage in München ist, von Deiner Anfrage in Kenntnis gesetzt; er theilte die Sache sogleich dem Herrn Cultusminister von Ringelmann mit und schrieb mir schon mit umgehender Post in der liebevollsten und theilnehmendsten Weise. Es wird sich nun in Kürze die Frage entscheiden, da der Herr Minister bereits davon weiß. Sollte die Berufung bald genug eintreffen, so wäre es möglich, daß ich schon zu Ende des Mai oder mit Anfang des Junius auf meinem Posten mich einfinden könnte. Säumen vertrüge sich nicht mit meiner Pflicht.
Leider hat der gute Herr Bischof in seiner ersten Bewegtheit nicht reinen Mund gehalten, und so ward die Sache erst in München und dann von dorther auch in Eichstätt bekannt; mir ist dieses unlieb, aber ich kann nichts dafür.
Was der Anstellungsaussicht meines Eduard betrifft, so genügt mir natürlich eine (vielleicht durch Dich) privatim gegebene Beruhigung. Hinsichtlich der Pension meiner Frau und des Beziehens meines Gehaltes a die decreti glaube ich aber offizielle Erklärung hoffen zu dürfen.
Sehnlich einer Mittheilung von Dir und dem Ende der Ungewißheit entgegensehend, bin ich mit der wärmsten Liebe und Verehrung

Dein

treuer Freund
S. Mutzl

Eichstätt, am 21. April 1852