Rudolf Eitelberger an Leo Thun
Wien, 30. März 1850
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Regest

Der Kunsthistoriker Rudolf Eitelberger berichtet Leo Thun von seinem Aufenthalt in Zadar und den Plänen zur Renovierung des dortigen Domes. Der Bürgermeister von Zadar, Gian-Giuseppe Filippi, hatte ihn nämlich informiert, dass das Vermögen des Domes kräftig angewachsen sei und man damit Bauarbeiten am Dom finanzieren könne. Eitelberger beschreibt den Zustand des Domes und erwähnt, dass man ursprünglich den Glockenturm des Domes fertigstellen wollte, er den Stadtoberen jedoch empfahl, das Geld zur Wiederherstellung der Krypta und zur Ausmalung der Apsis zu verwenden. Eitelberger teilt Thun schließlich mit, dass sowohl der Bürgermeister als auch der Erzbischof von Zadar sich demnächst beim Minister in dieser Sache melden werden. Eitelberger verweist zuletzt auf einen Artikel in den "Österreichischen Blättern für Literatur und Kunst", den er über den Dom von Zadar verfasst hat.

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Edierter Text

Euer Excellenz!

Herr Dr. Filippi, provisorischer Podestà von Zara [Zadar] und Vorstand des Kirchenvermögens machte mir während meines Aufenthaltes in Zara die Mittheilung, daß das Kirchenvermögen für den Dom so angewachsen sei, daß für die Herstellung und den Aufbau des Domes etwas Bedeutenderes geschehen könne.
Der Dom selbst, ein Bau aus dem 13. Jahrhundert, hat eine dreischiffige Krypta mit einem alten Altare, die einzige Krypta, die sich in Dalmatien befindet, und eine Apsis, die ursprünglich mit Fresken und Mosaiken verziert, gegenwärtig übertüncht ist. Der Campanile ist aus dem fünfzehnten Jahrhundert in sehr einfacher und wenig geschmackvoller Weise angefangen, aber zu keiner bedeutenden Höhe geführt.
Als man mich in Zara um Rath frug, ob das vorhandene Vermögen nicht am besten zum Ausbaue des Thurmes verwendet werden dürfte, so gab ich eine verneinende Antwort, rieth vielmehr, die große und geräumige Krypta, die unter dem Presbyterium liegend, gegenwärtig in ganz unwürdiger Weise zu einer Rumpelkammer verwendet wird, würdig herzustellen, und die Apsis mit Fresken ausmalen zu lassen.
Vor wenigen Tagen erhielt ich von Herrn Dr. Filippi einen Brief mit dem Ersuchen, Eure Excellenz davon in Kenntnis zu setzen, da auch der Erzbischof sich vorgenommen, mit Euer Excellenz in dieser Angelegenheit zu sprechen.
Ich habe Dr. Heider von der Angelegenheit in Kenntnis gesetzt und erlaube mir zu bemerken, daß ich in Nr. 45 des letzten Jahrganges der österreichischen Blätter für Literatur und Kunst darüber einen größeren Bericht veröffentlicht habe.

Mit dem Ausdrucke tiefster Verehrung zeichnet sich

Euer Excellenz
ergebenster
R. Eitelberger Prof.

Wien, den 30. März [1]850