Regest

Der Bischof von Karlsburg, Lajos Haynald, bedankt sich bei Leo Thun für dessen Dienste an der katholischen Kirche. Haynald bedauert den Rücktritt von Thun auch deshalb, weil er nun nicht mehr auf die Unterstützung Thuns im Ministerium zählen kann. Er versichert Thun außerdem, dass dessen Rücktritt in Siebenbürgen allgemeines Bedauern ausgelöst habe, auch wenn er mit seinen Anordnungen in Siebenbürgen oft auf Widerstand gestoßen war.

Anmerkungen zum Dokument

Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit 39 weiteren Dankadressen unter der Signatur A3 XXI D623a.

http://hdl.handle.net/21.11115/0000-000B-DBCA-B

Schlagworte

Edierter Text

Euere Excellenz!

Von einer schweren Krankheit, die mich mehrere Wochen lang an’s Bett fesselte, halbwegs genesen, nähere ich mich Euerer Excellenz, um aus Anlaß des Rücktrittes Hochderselben von dem durch eine lange Reihe von Jahren mit edler Aufopferung geführten Ministeramte jenen innig gefühlten Dank hochachtungsvoll auszusprechen, den ich für das mir bei jeder Gelegenheit bezeugte gnädige Wohlwollen nicht minder als für die der heiligen katholischen Kirche erwiesenen unsterblichen Dienste Hochderselben schulde, zugleich aber auch um jener tiefsten Verehrung Worte zu leihen, die ich gegen einen der schönsten, reinsten, edelsten Charactere, welche mir auf der nicht kurzen Bahn meines ziemlich bewegten Lebens bisher begegneten, stets freudig gehegt habe. Bei dem nur zu sehr gerechtfertigten Bedauern, Euerer Excellenz gütigen Unterstützung in meinem unsäglich schwer gewordenen Amte verlustig geworden und der mich beglückenden näheren Beziehung zu Hochderselben entrückt worden zu sein, ist der einzige Trost, der mir geblieben, daß Euere Excellenz nunmehr – eines maßgebenden Einflußes auf meine persönlichen und ämtlichen Angelegenheiten sich entschlagend – die wärmsten Versicherungen meiner an Pietät grenzenden Verehrung für ganz aufrichtig und rein von jeder Beigabe jenes Weihrauches anerkennen werden, welchen andersgestaltete Persönlichkeiten oft mehr der Macht und der Stellung einflußreicher Männer als dem Manne selbst streuen.
Und was ich fühle, das fühlen mit mir selbst in unseren Landen – wo wegen der obwaltenden eigenthümlichen Verhältnisse nicht jede That Hochderselben nach dem Werthe der edelsten Absicht, der sie entstammte, immer gewürdiget werden konnte – Unzählige, die, so oft der Name Euerer Excellenz genannt wird, Worte der Hochachtung auf dem Lippen und das Herz voll der wärmsten Gefühle haben und die mit mir wünschen: der Herr möge jene Angelegenheiten, deren Dienste Euere Excellenz sich mit so viel Liebe und Hingebung gewidmet hatten, immer in so reine Hände legen, immer von so lauterer Absicht, von so edlem Willen bedient sein lassen, wie die Hochderselben waren, – Euerer Excellenz aber im Verlaufe eines langen, im glücklichen Familienkreise und in anderweitiger gesegneten Amtsthätigkeit für das Wohl der Menschheit wirksamen Lebens die Genugthuung gewähren, daß Hochdieselben die Früchte Ihres bisherigen Wirkens reifen und den ganzen Umfang der in der Förderung der guten Sache erworbenen Verdienste allgemein anerkannt sehen.
Nochmals sage ich Euerer Excellenz mit tiefgerührter Seele den innigsten Dank für das mir bezeugte gnädige Wohlwollen und Hochdieselben in Gottes Schutz empfehlend verharre ich mit dem Ausdrucke tiefster Verehrung

Euerer Excellenz
unterthänigster Diener
Dr. Ludwig Haynald
Bischof von Siebenbürgen

Karlsburg [Alba Iulia], den 3. December 1860